Jeder Mensch ...
- … ist ein soziales Wesen und lernt mit und von anderen Menschen
- … lernt am besten im Tun und durch seine Erfahrungen
- … lernt aus eigenem Antrieb und im Alltag
- … kommt mit allen Grundkompetenzen für ganzheitliches Lernen ausgestattet auf die Welt
- … muß und darf Fehler machen
- … geht mit allen Sinnen an die Erforschung der Umwelt
- … lernt am Besten in emotional positiven Situationen
Kinder brauchen Gemeinschaft und Erziehung ist keine Dienstleistung
„Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, so das afrikanische Sprichwort. Wir verstehen darunter ein Beziehungsgeflecht, in dem Kinder, Eltern, Großeltern, Freunde, Nachbarn, Trainer beim Sport, pädagogische Fachkräfte u.v.m. eingebunden sind und gemeinsam tragen. Für die Erziehung eines Kindes braucht man viele Menschen, nicht nur die Eltern oder gar nur die Mutter. Dabei geht es nicht nur um die Frage der Betreuung und der Aufsichtspflicht – sondern es geht um Haltungen und Werte, die wir Kindern vermitteln möchten. Ein Kind muss die Erfahrung machen, dass Werte grundsätzlich gelten, etwa der Respekt vor anderen Menschen oder die Verantwortung für das, was man tut. Erziehung, die Kindern Werte vermitteln möchte, braucht Gemeinschaften, in denen diese Werte Gültigkeit haben und gelebt werden. Zusammenleben, Betreuen, Erziehen, Leben fordern Kompetenzen der Auseinandersetzung und des Dialogs. Das soziale Geflecht von Beziehungen als Basis für das Funktionieren von Gemeinschaften betrachten wir als notwendig, um dem einzelnen Menschen einen sozialen Rahmen für seine individuelle Entwicklung zu geben. Einen Mensch nur im Mittelpunkt seiner eigenen Persönlichkeit zu betrachten, würde ihn isolieren und ihm der sozialen Komponente seines Wesens berauben.
Wir arbeiten öffnend aber nicht offen
Das Team arbeitet in einer Bezugsgruppenstruktur. Wir sind bestrebt, dass jedes Kind bis zur 4. Klasse Kontinuität erfährt, Beziehungen aufbaut, Gemeinschaft spürt, sich selbst wahrnimmt und einbringt. Jedes Kind und Sie als Eltern haben einen festen Raum als zentralen Anlaufort und eine qualifizierte Fachkraft als Bezugsperson. Diese Fachkraft ist Ihre erste Anlaufstelle. Mit wachsender Beziehung und dem Einleben wird der Alltag öffnender und Ihr Kind hat zusätzliche Möglichkeiten Räume, Gelände und Gruppen in seinen ganz persönlichen Alltag einzubeziehen. Selbstbestimmung und Integration - kurz gesagt: mit dem eigenen Selbst und den Anderen in der Gemeinschaft klar kommen - sind dabei die Orientierung.
Wir haben uns bewusst gegen die Verwendung des Begriffs „Offenes Konzept“ entschieden, weil wir keinen ideologischen Schlagabtausch fördern. Wir sehen unser Konzept als Ergebnis eines Aushandlungsprozesses in unserem Sozialraum an. Vielerorts umgesetzte "Offene Arbeit" führt in vielen Einrichtungen zu Verschlechterungen von Personalschlüsseln und dem Kaschieren von sich verdichtenden Rahmenbedingungen (z.B. Anstieg Kinderzahlen, Doppelnutzung, Herausforderungen im Sozialraum). Mit unserem Bekenntnis zur Gruppe beziehen wir zu Begriffen wie Gemeinschaft und Beziehung pädagogisch und organisatorisch Position. Öffnung bedeutet für uns Dialog. Dieser findet täglich statt. Wir überlassen die Kinder nicht dem freien Spiel der Kräfte im unreflektiert geöffneten Raum sondern begleiten sie unter stetem Abgleich der Werte: Selbstbestimmung, Integration, Beziehung, Gemeinschaft.
Offenes Arbeiten ist aus unserer Sicht ein Prozess, welcher von der Basis ausgehend und am Menschen orientiert stattfinden muss. Er ist nie abgeschlossen und steht im Zusammenhang mit Abgrenzungsprozessen. Öffnung und Schließung sind gleichwertig im pädagogischen Alltag und müssen Beachtung finden. Skepsis bringen wir all denen entgegen, welche Öffnung und Abgrenzung verlangen. Zuspruch finden all die, die Grenzen und Freiräume ansprechen.
Oft wird "Offene Arbeit" von oben herab angewiesen und verdeckt betriebswirtschaftlich intendierte Prozesse. Das "Offene Arbeiten" ist aus unserer Sicht keine an räumliche Strukturen gebundene Arbeit sondern eine pädagogische und menschliche Grundhaltung. Diese Grundhaltung kann auch im zunächst überschaubaren Kontext einer Gruppe gelebt werden. Motto: "Vom Leichten zum Schweren, vom Einfachen zum Komplizierten". In jedem Fall aber müssen Selbstbestimmung und Integration - das ICH und das WIR in einem stetig auszuhandelndem Dialog gelebt werden - alles andere ist Ideologie.